Sind doch nur Haare – Gedanken zu meinem Buzzcut

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Letzte Woche habe ich mir einen Buzzcut rasieren lassen. Alles ab, auf 9 mm. Wieso, weshalb, warum und welche Erkenntnisse mir das gebracht hat gibts heute.

Ein Buzzcut als Frau?!

Ich spielte schon seit langem mit dem Gedanken einmal im Leben einen Buzzcut auszuprobieren. Einfach um es mal gemacht zu haben. Einmal zu sehen, wie man damit aussieht, wie man sich wohl fühlt. Bis vor ein paar Monaten war das nie eine ernste Sache. Was aber auch schon immer in meinem Hinterkopf war: Ich will meine Haare spenden. Ich hab mir oft vorgestellt, wie es wäre wegen einer Krankheit seine Haare zu verlieren. Wie es wäre, wenn meine Schwester betroffen wäre. Wie es wohl ist, wenn es ganz wenig gibt, an das man sich klammern kann. Und wie es wohl ist sich dann durch eine Perücke wenigstens ein ganz klein wenig normaler zu fühlen.

Es sind nur Haare…

Denn, Erkenntnis Nummer 1: Für mich sind das nur Haare, für andere Frauen und Mädchen ein großes Stück Normalität, das man ihnen zurück geben kann. Ich halte schon lange an dem Gedanken fest, dass Dankbarkeit eine unglaublich wertvolle Form der Achtsamkeit ist und verdammt nochmal, ich bin so unendlich dankbar dafür, dass ich gesund sein darf. Und deswegen möchte ich gern anderen, die es nicht so gut getroffen haben, etwas zurückgeben, wenn es helfen kann.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Begegnung mit einem wundervollen Mädchen, das selbst eine schwere Krankheitsgeschichte hinter sich hat. Und irgendwie sogar jetzt noch mitten drin ist. Jemanden mit einer solchen Geschichte persönlich kennenzulernen, hat mir den nötigen Schubs gegeben. Krankheit passiert nicht nur in Filmen oder ganz weit weg, Krankheit passiert nebenan. Jeden Tag. Und sie nimmt keine Rücksicht auf Irgendwas.

Adrenalin pur.

Also dann los. Eine Woche vorher fasste ich den Entschluss es einfach durchzuziehen und machte den Friseur Termin aus. Erkenntnis Nummer 2: Aufgeregt sein ist ein wahnsinns Gefühl. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, aber die Erkenntnis traf mich in der Woche vor dem Termin wie ein Schlag ins Gesicht: Ich bin viel zu selten richtig aufgeregt und vorfreudig. Als Kind war ich das viel öfter. Vor dem Geburtstag, vor Weihnachten, vor Urlaub und Ferien. Als Kind lag ich oft abends im Bett und konnte vor Aufregung nicht einschlafen. So eine Vorfreude erlebe ich jetzt irgendwie selten. Umso schöner war es, mal wieder das pure Adrenalin zu spüren, das in den Tagen vor dem Friseurbesuch durch meine Adern gepumpt wurde. Am Vortag musste ich schon wie ein Flummi herumhüpfen, ich konnte es kaum mehr erwarten.

Die praktischste Frisur der Welt

Ich glaube beim Friseur war die Friseurin fast aufgeregter als ich, als sie den Rasierer ansetzte. Denn ich war mir plötzlich zu 100% sicher: Das wird gut. Und naja was soll ich sagen, das wurde es auch. Ich liebe meine neue Frisur. Und Erkenntnis Nummer 3: Es gibt nichts praktischeres als einen Buzzcut. Was hab ich mich über meine Haare geärgert. Dass sie so schnell fettig aussehen, dass sie überall in meinem Bett sind, dass sie struppig sind und einfach nur nerven. Heute stehe ich auf und bin fertig. Ich steige aus der Dusche, gehe einmal mit dem Handtuch über meinen Kopf und bin trocken. Eine Sache weniger, um die man sich sorgen muss. Fühlt sich toll an.

Haare spenden

Wo meine Haare jetzt sind? Beim Friseur wurden sie zu vielen kleinen Zöpfen geflochten. Ich hab mich vorher informiert, welcher Friseur in München auch Haare spendet. Der Friseur arbeitet mit einer Perücken Manufaktur zusammen. Echthaarperücken sind leider sehr teuer, wenn man nicht die Ausbeutung von Frauen in ärmeren Ländern unterstützen will. Durch Haarspenden wie meine (ab 25cm) können Mädchen unter 16 beim Verlust der Haare durch eine Krankheit eine Perücke zuzahlungsfrei erhalten. Und das find ich echt ziemlich cool. Mehr Infos gibts auch hier

Und jetzt? So fühl ich mich.

Kommen wir zur letzten, vielleicht wichtigsten Erkenntnis. Erkenntnis Nummer 4: Raus aus der Comfort Zone! Wir kennen diesen Spruch ja alle schon, aber oft handeln wir nicht danach. Als Frau alle Haare abzurasieren ist irgendwie krass und wird auch so wahrgenommen. Mir war es wichtig mir selbst und anderen zu beweisen, dass ich auf den Stereotypen von langen Haaren auch einfach verzichten kann. Ich will mich auch so gut finden.

Außerdem muss man manchmal einen Schritt wagen, um sich noch wohler mit sich selbst zu fühlen. Ich mochte meine langen Haare nie besonders, hab mich aber nie getraut, etwas deswegen zu unternehmen. Selbstliebe ist ein Prozess, das alles muss wachsen. Und das geht nur, wenn man hin und wieder etwas wagt. Ich fühl mich noch mehr im Reinen mit mir selbst als vorher. Wieder ein Schritt näher an der Person, die ich wirklich sein will. Ich liebe es. Und ich glaube das strahle ich auch aus. Denn ganz ehrlich: Noch nie habe ich von anderen Menschen so unglaublich viel Empowerment bekommen wie im Moment.

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Zu meinem Outfit: Die Jacke und das Kleid hab ich am Flohmarkt gefunden, der Schal und die Strumpfhose sind schon älter, das Rollkragenshirt ist selbstgenäht und die Schuhe hab ich auf Kleiderkreisel erstanden. Wie man gekonnt Second Hand shoppt, kannst du in meinem vorletzten Beitrag lesen.

4 Gedanken zu “Sind doch nur Haare – Gedanken zu meinem Buzzcut

  1. Ich finde die neue Frisur steht dir sehr gut und die Geschichte dazu: wow!!! Das macht es direkt nach toller ♡
    Ich folge dir auf Instagram schon länger, jetzt kam ich endlich mal dazu mir deinen Blog anzugucken ^^
    Liebe Grüße, Sabrina

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    1. Hey Sabrina,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar, freut mich wirklich total. 🙂
      Auch, dass du dir extra Zeit genommen hast meinen Blog zu lesen.
      Liebe Grüße,
      Celine

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