Langsam

Mind / Thoughts

Ich bin aus dem Vanlife Urlaub zurück und was soll ich sagen… Es ist so viel passiert, oder so wenig… Ich bin mir nicht sicher.

Vanlife

12 Tage waren wir mit dem Auto unterwegs. 12 Tage auf engen Straßen durch die Berge fahren, Wandern, Kochen mit Gasherd, Regenwetter und Sonnenschein, Wildbiesln, Yoga, ganz viel Lesen, Musik hören, im kuscheligen Bett die Aussicht genießen und über das Leben philosophieren.

Wenn ich ein Wort wählen müsste, dass diese Reise am allerbesten beschreibt, wäre es: langsam. Und ich denke das ist auch genau das, was ich aus dieser Reise als Quintessenz mitnehmen will. Einfach mal langsam zu machen. Denn während dieser Langsamkeit entsteht so viel, das man im hektischen Alltag übersieht.

Stressige Urlaube

Viele Leute fahren (oder fliegen) in den Urlaub, um dem Alltag zu entkommen. Das ist ja nichts Neues. Eine Pause machen, am Meer sein, lecker essen, eine neue Kultur kennenlernen oder sich mehr in der Natur aufhalten. Ich für meinen Teil muss allerdings sagen, dass diese Pausen vom Alltag manchmal sehr viel stressiger ist, als es mir lieb ist. Denn wer kennt ihn nicht, diesen Druck, den man spürt, wenn man in 2 Wochen möglichst viel von einem Land gesehen haben will?

Urlaube können irgendwie ganz schnell voll werden. Mit „das müssen wir unbedingt noch anschauen“ und „da wollten wir doch eigentlich auch noch hin“. Man hat Angst etwas zu verpassen, denn wenn man doch schon mal da ist, will man ja auch möglichst viel mitnehmen. Reiseführer mit hunderten Seiten Informationen machen das Ganze nur noch schlimmer. Wie soll man sich denn auch zwischen 12 Kunstmuseen anhand von Bildchen entscheiden, die nicht größer als Briefmarken sind? Hilfe!

Urlaub ohne Druck

Dieser Urlaub war von Grund auf anders. Wir hatten nicht viel vor. Wir hatten auch einfach kaum etwas geplant. Am zweiten Tag unserer Reise entschieden wir, wohin wir fahren wollten, während der Tage änderten wir unsere Pläne manchmal kurzfristig, je nach Lust und Laune. Die Orte, die wir sehen wollten, hatten wir vorher mit Google Maps ausfindig gemacht, so richtig informiert hatten wir uns aber nicht. (Die Zeit dazu fehlte auch schlicht und einfach.)

So kam es, dass dieser Druck, irgendwas unbedingt sehen zu müssen oder irgendwas unbedingt tun zu müssen, einfach nicht da war. Hilfreich war an der Stelle natürlich auch, dass wir „nur“ in die Schweiz, nach Frankreich und Italien gefahren sind. Länder, die wir schon kannten und auch in kultureller Hinsicht nicht allzu fern von unserer sind. Und da war sie dann also: die lang ersehnte Langsamkeit.

Die Kunst, die Zeit verstreichen zu lassen

Ich hab ganz vergessen, wie sich Langsamkeit anfühlt. Richtig echte Langsamkeit, die sich erst nach mehreren Tagen ohne Internet, ohne viel sozialen Kontakt und ohne Termin hier und besonderes Ereignis da, einstellt. Es gab Nachmittage, an denen meine Freundin Annika und ich einfach stundenlang lesend nebeneinander saßen, ohne ein Wort zu wechseln. Andere Male wanderten wir einen der ausgeschilderten Wege entlang an unberührten Berglandschaften und reflektierten in langen Monologen über uns selbst.

Um einen Urlaub in absoluter Langsamkeit verbringen zu können, solltest du übrigens entweder allein sein, oder mit jemandem, der auch vor hat, sich zwei Wochen fast ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen. Annika und ich starteten glücklicherweise (oder besser: traurigerweise) mit der gleichen, irrsinnig gestressten und überforderten Haltung in den Urlaub, die Basis war also dieselbe.

Was mir die Langsamkeit geschenkt hat

Durch diese unglaublich langsame, stressfreie Zeit, bin ich wieder voll und ganz bei mir angekommen. Ich bin ruhig geworden. Außerdem hat die langsame Zeit Raum gelassen für ganz viele Dinge, die sich schon lange in mir angestaut hatten und dringend raus mussten. Ich habe ein leeres Notizbuch mitgenommen und (ohne auf Layouts oder schöne Schrift zu achten!!) einfach mal drauflos reflektiert. Alles aufgeschrieben, was mich beschäftigt hat. Außerdem hatte ich viele Lebensratgeber / Hobby Psychologie Bücher dabei (ein paar schon gelesen, ein paar noch nicht) und hab mir Zeit genommen, das rauszuschreiben, was ich für mich umsetzen will.

Ein bisschen neu geboren

Jetzt bin ich wieder zuhause und morgen fängt mein Alltag wieder an. Und ich bin sowas von bereit. Ich fühle mich erfrischt und zufrieden und geerdet. Meine besten Langsamkeits Tipps werde ich hier dann auch noch teilen, weil mir klar ist, dass nicht sich jede*r einfach mir nichts dir nichts 12 Tage ausklinken kann.

Zum Schluss möchte ich das schönste Kompliment teilen, das ich seit langem bekommen habe. Am vorletzten Tag meinte ein fremder Mann mit Kleinkind am Wanderweg zu mir:

„Du hast doch vorhin meditiert oder? … Du hast extrem zufrieden ausgeschaut.“

Na wenn das mal kein Beweis für die Wirkung der Langsamkeit ist…

4 Gedanken zu “Langsam

  1. Hallo liebe Celine,

    Du hast diesen Beitrag so unfassbar schön geschrieben! Ich hatte mir so eine Erfahrung auch für meinen Sommer gewünscht und bin deshalb für 3 Wochen alleine nach Schweden auf einen Bauernhof zum Helfen gefahren. Ich hatte mir auch diese Langsamkeit ersehnt und gedacht, bei stundenlanger Arbeit auf dem Feld in der Stille, müsste doch auch mein Kopf mal still werden. Leider war alles doch viel schneller und anders als erwartet mit total stressigen Küchenschichten, Gästen bedienen und mehreren „Terminen“ pro Tag zu festen Uhrzeiten, sodass man die Zeit immer im Auge behalten musste. Deshalb war es gerade umso schöner, von deiner Erfahrung zu lesen. Hoffentlich kannst du diese Langsamkeit noch lange in deinen Alltag integrieren. Da wäre ich auch sehr gespannt zu hören, wie es klappt.

    Und hättest du vielleicht einmal Lust, einen Beitrag mit Buchempfehlungen zu schreiben? Darüber würde ich mich sehr freuen.

    Ganz liebe Grüße
    Sarah

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    1. Hallo meine Liebe,

      danke für diesen lieben Kommentar, ich finde es so schön zu lesen, wenn jemand seine Gedanken zu meinen Beiträgen teilt! 🙂

      Zu deiner Erfahrung: Mir ging es dieses Jahr im Frühjahr ähnlich. Bei einem Familien Urlaub an die Nordsee hatte ich auch schon versucht Langsamkeit und Ruhe zu finden. Hat dann überhaupt nicht so gut geklappt, weil wir jeden Tag etwas unternommen haben und irgendwie immer Trubel war… Sowas kann ein bisschen deprimierend sein. Im Nachhinein weiß ich, dass es bei mir vor allem daran lag, dass ich immer noch viele Menschen um mich hatte, so wie du wahrscheinlich auch. Sich mal so richtig abzukapseln ist gar nicht so leicht, aber für mich auf jeden Fall der Schlüssel zum Erfolg, wenn es Langsamkeit geht. Vielleicht kann ja ein Wochenende ohne sozialen Kontakt, Termine und Internet eine kleine Lösung für dich sein.
      Über Alltagstips schreibe ich ganz bald!

      Und wie schön, dass du die Bücher ansprichst. Ich hab schon lange mit dem Gedanken gespielt, einen Beitrag zu meinen Lieblingsbüchern zu machen. Dann werde ich das mal in Angriff nehmen! 🙂

      Liebe Grüße,
      Celine

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